Mission Impassable

Der Tag beginnt für mich ungewöhnlich. Sandra wacht als erste von uns beiden auf und das obwohl sie nicht müsste. Dann erzählt sie mir auch noch, ich hätte nicht geschnarcht. Es ist 09:15 Uhr als ich beschließe Papst Franziskus einen Brief zu schreiben, um Ihn zu bewegen Isarfjördur als Wallfahrtsort anzuerkennen. Sollte es keinen Schutzheiligen für Schnarcher und Langschläfer geben, muss eben ein Neuer her. Zwei Wunder sollten doch reichen und in Übung, was das Heiligsprechen angeht, ist er ja auch gerade.

Dass es trotzdem bis 11:00 Uhr dauert bis wir aufbrechen, liegt an einer unverschämten Gemütlichkeit, die sich nach 11 Tagen Island bei uns eingestellt hat. Mit dem Bewusstsein in sieben Tagen auf die Fähre zu müssen, fahren wir in Isarfjördur los, um unsere letzten Momente in den Westfjorden zu erleben. Noch auf dem Weg aus der Stadt erleben wir das nächste Wunder, wenn man es den so bezeichnen möchte. Wir sehen eine Gazelle. Richtig gelesen. Noch steckt mir der Schreck in den Knochen, taucht auch schon eine zweite Gazelle aus einer Lagehalle auf. Da GAZ von seinen Allradkleinlastern nicht viele außerhalb von Russland verkauft hat, ist die Häufung schon eine Erwähnung wert.

Für uns geht es durch einen Tunnel und über einen Pass in Richtung Pingeyri. Wir freuen uns auf dem Weg nach Slettanes endlich mal wieder richtige Pistenkilometer zu erleben und senken erneut den Luftdruck. Die folgenden Kilometer sind schwer in Worte zu fassen. Wie der bekannte „Highway des Todes“ in Bolivien ist auch diese Piste nur ein schmaler Streifen, der den Klippen abgetrotzt wurde. Es ist atemberaubend und wir sind heilfroh keinen Gegenverkehr gehabt zu haben. Am Leuchtturm von Slettanes machen wir kurz Pause. Hier hat sich die Landschaft wieder gewandelt und Schafe suchen zwischen Meer und Bergen nach essbaren.

Wir sind noch nicht lange auf dem Weg den Arnafjördur rein, als uns ein Warnschild stoppen lässt. Ein Ausrufezeichen und unter dem Hinweis steht auf isländisch dort deutlich „Impassable“. Im Bordbuch des Bremachs steht nichts zum Thema „Impassable“, also fahren wir weiter, um zu sehen wie unpassierbar eine Straße überhaupt seien kann.

Kurzgesagt das „Im“ kann gestrichen werden wenn man im richtigen Auto sitzt. Das der Bremach eigentlich nicht das richige Auto ist, denn mit seiner Höhe und Breite ist er nicht dafür gebaut auf einer Piste zwischen Meer (das Richtige mit Wellen die bis auf die Piste schwappen) und Felswand (die auch noch die Tendenz hat sich etwas nach außen zu wölben) herzufahren. Als Sandra sich das Schauspiel von außen angesehen hat, auch um ein paar Fotos zu machen, ist sie schnell wieder eingestiegen. „Von außen geht gar nicht“, waren ihre Worte. Jetzt sitzen wir also beide wieder drin und Sandra sieht von ihrem Fenster die Fische und ich sehe nichts außer einer Felswand.

Wir haben es geschafft und waren ziemlich erleichtert. Die Vorstellung, einen Teil der Piste rückwärts bis zur nächsten Wendemöglichkeit zu fahren, war nämlich nicht sehr verlockend. Plötzlich geht es wieder schnell und wir kommen mit Tempo vorwärts. Den Wasserfall von Dunjandi sehen wir schon von der anderen Fjordseite. Bis wir dann endlich dort sind dauert es aber noch. Der Wasserfall oder besser die Wasserfälle dort sind beeindruckend schön und wir wandern ein Stück, um auch wirklich alle zu sehen.

Jetzt stehen wir in Flokalundur, genießen unseren Blick auf die tausenden kleinen Inseln vor uns im Meer. Morgen werden wir mit der Fähre nach Stykkisholmur übersetzen und bei hoffentlich schönem Wetter diesen besonderen Teil Island von der Fähre aus erleben. Uns beiden wird heute wiedermal bewusst, dass Island einfach ein unglaubliches Konzentrat der schönsten Landschaften Skandinaviens ist, mit Ausnahmen von Dänemark. Das ist vermutlich auch der Grund warum Island solange zu Dänemark gehörte.