Eine Seefahrt die ist lustig, der Spaß beginnt aber schon früher. Es ist kurz nach 05:00 Uhr als wir mitanhören wie eine Engländerin auf dem Campingplatz sich am Telefon von ihrem Freund trennt. Sie tut dies lautstark und direkt neben dem Bremach. Wäre er nicht untreu, hätten wir bis zum Wecker klingeln um 07:00 Uhr schlafen können. Das wir überhaupt bereit sind so früh aufzustehen, liegt an dem Gerücht man müsste in Island schon drei Stunden vor Abfahrt da sein, wegen Zoll usw.
Das wir so früh starten und eigentlich schon alles gepackt haben, hat den Vorteil, dass wir mit einem Kaffee in der Hand den Anderen beim Abbauen zusehen können. Der Ladafahrer hatte übrigens eine defekte Kupplung und hat in Ermangelung eines passenden Ersatzteils nur eine kleinere Kupplung eingebaut bekommen. Den Pass wollte er der neuen Kupplung ersparen, in der Hoffnung, dass sie ihn dafür bis nach Hause bringt. Vor den zwei Waschbecken hat sich eine lange Schlange spülwilliger Camper gebildet und Sandra erntet böse Blicke als sie mit den Ortlieb Schüsseln an der Schlange vorbei geht und kurz Wasser zapft. Abgewaschen wird dann bei uns.
Bei schönstem Wetter fahren wir vom Platz, um nach 500 Metern in der passenden Schlange am Fähranleger wieder Stopp zu machen. An der Ausfahrt vom Platz hatte sich eine italienische Geländewagenreisegruppe in Schlange aufgestellt, um gemeinsam zur Fähre zu Fahren. Da scheinbar viele Leute gerne in Schlangen stehen und sich so eine Gelegenheit auf Island nicht oft ergibt, wächst die Schlange immer weiter, dabei wartet an der Fähre doch eine passende Schlange für jedes Fahrzeug. Hinter uns in der Schlange stehen Stefan und Marion, um uns herum noch andere tolle Fahrzeuge mit interessanten Gesprächspartnern. So vergeht die Zeit bei herrlichem Sonnenschein wie im Flug.
Als die Nebelhörner der Norröna ertönen, kommt Aufregung in die Menge. Das Verladen beginnt, wir großen Fahrzeuge haben aber noch Zeit. Ich nutze die Zeit, um eine paar Fotos zu machen und lasse Sandra bei Stefan und Marion. Am Kai angekommen, bin ich mit der Perspektive für die Fotos nicht zufrieden und entdecke einen Maler auf einer mobilen Hebeplattform, der ein Hausdach streicht. Da Fragen nichts kostet, befinde ich mich fünf Minuten später auf sechs Meter Höhe und habe den besten Blick über das Geschehen. Zum Dank lasse ich ihn zwischen unseren drei Schnapsflaschen wählen und werde noch freudiger in verschiedene Positionen gefahren. Sandra und der gesamten Schlange ist nicht entgangen, was gerade passiert und ich ernte freudige und neidische Blicke. Auf dem Weg zu Sandra, um die Wodka-Flasche zu holen, kriege ich noch eine Mailadresse zugesteckt. Ich soll bitte die Fotos zu senden.
Da nur die Fahrer im Auto auf das Schiff fahren dürfen, gehen Sandra und Marion schon mal an Deck. Wir rücken in der Schlange langsam vor und kommen irgendwann aufs Schiff. Stefan parkt direkt hinter mir. Gemeinsam geht es in Richtung Kabine. Sandra wartet schon und nachdem ich meine Tasche verstaut habe, machen wir uns an Deck um das Auslaufen zu beobachten. Island verabschiedet uns mit tollem Wetter und wir suchen uns einen windgeschützten Platz. Nachdem wir den Fjord verlassen haben, wird die See etwas rauer und wir gehen in die Kabine. Ein ausgiebiger Mittagsschlaf lässt Sandra das Schaukeln fast vergessen. Es klopft plötzlich an der Kabinentür. Beim ersten Mal reagieren wir noch nicht und beim zweiten Mal gehe ich zur Tür. Ein freundlicher Mitarbeiter von Smyril steht mir gegenüber und zeigt auf einer Liste auf unser Nummernschild. „There is a problem with your car.“ Schluck! Das Problem ist recht einfach, wir stehen im Weg und müssen in der Nacht beim Stopp auf den Färöer-Insel um parken. Dafür, dass ich mich bereiterkläre zwischen 02:00 – 03:00 Uhr aufzustehen und das auch zu machen, kriege ich einen Gutschein für Lunch, Bier und Kaffee für zwei Personen.
Während Sandra, in der waagerechten geht es mit den Schaukeln, im Bett bleibt, erkunde ich das Schiff und gehe einkaufen. Beim Bummeln treffe ich Stefan. Er steht ja direkt hinter uns und müsste demnach auch um parken. Er weiß von nichts und die Dame an der Information kann ihm erst mal auch nicht helfen. Auf dem Schiff gilt die Zeitzone der Färöer-Inseln und wir müssen unsere Uhren eine Stunde vorstellen. Wir essen auf der Kabine Brote und ich gehe in die Spätvorstellung des Bordkinos, während Sandra das Bett hütet. So richtig müde bin ich nicht und ich komme nicht zur Ruhe, was auch mit dem hohen Kaffeekonsum beim warten in der Schlange zusammenhängen kann. Die Durchsage das wir mit etwas Verspätung auf den Färöer eintreffen, reißt mich also nicht aus dem Tiefschlaf. Irgendwann ziehe ich mich wieder an und gehe Richtung Cardeck. Auf den Gängen liegen überall Menschen in Schlafsäcken. Ich treffe Stefan und gemeinsam warten wir. Er hat dreimal bei der Information nachgefragt, bis letztendlich um 23:00 Uhr jemand bei Ihnen an der Kabine war. Über den Lautsprecher wird immer noch nach dem Fahrer eines PKW gesucht, der scheinbar auch im Weg steht.
Beim Umparken nutze ich die Gelegenheit und fahre kurz auf die Färöer-Inseln obwohl wir eigentlich nur auf der Rampe wenden sollten. Jetzt war der Bremach also auch auf den Färöer. Ich verabrede mich mit Stefan zum gemeinsamen Einlösen des Gutscheins im besten Restaurants des Schiffes und gehe nach getaner Arbeit wieder zu Sandra in die Kabine. Ich schlafe schlecht, umso erstaunlicher ist es, dass wir erst um kurz vor 11:00 Uhr aufwachen. Das Frühstücksbuffet ist seit einer Stunde geschlossen und so schnappen wir uns eine Tüte Zimtschnecken und gehen in die Skybar um dort windgeschützt einen Kaffee zu trinken. Da Bewegung oder Liegen für Sandras Verfassung am besten sind machen wir nach einem Rundgang wieder Pause in der Kabine.
Das Mittagessen mit Stefan und Marion ist sehr unterhaltsam. Das Essen ist wirklich ausgezeichnet und so merken wir gar nicht wie die Zeit vergeht. Wir sind die letzten Gäste in dem, seit einer halben Stunde geschlossenen, Restaurant und nur die Gutscheine sorgen dafür, dass wir noch einen Kaffee zum Abschluss bekommen. Für dieses Ereignis hatten wir extra einen Schiffspullover eingepackt – man weiß ja nie, von wegen Kapitänsdiner oder so. Jetzt also Schiffspullover wieder aus und rein in die Jacke. Wir finden ein windgeschütztes Plätzchen und können den Sonnenschein richtig genießen. Als dann die Shetlandinseln auftauchen und das Schiff plötzlich von 15-20 Albatrossen begleitet wird, kommt Hektik unter den Passagieren auf. Die Fotografen bringen sich in Stellung für den besten Blick auf die einmalige Kulisse. Die Motive traumhaft aber einfach nur dasitzen und das Ganze zu genießen – unbezahlbar.
Das Abendessen besteht wieder nur aus Brot mit Käse und Wurst auf der Kabine. Bevor ich diesmal ins Kino gehe, statte ich dem Schwimmbad und der Sauna noch einen Besuch ab. Da wir morgen das Frühstücksbuffet nicht wieder verpassen wollen, stellen wir uns einen Wecker. So starten wir also mit einem reichhaltigen Frühstück in den Tag. Da wir die Kabine schon zwei Stunden vor Ankunft verlassen müssen, suchen wir uns einen gemütlichen Platz im Treppenhaus und wartet und warten und warten. So kurz vorm Ziel, auf einem eher ungemütlich Platz, kann die Zeit schon lang werden. Sandra verlässt wieder zu Fuß das Schiff und ist froh und erleichtert, dass sie die Überfahrt ohne wirkliche Seekrankheit überstanden hat. Ich warte auf dem Autodeck weiter. Das Autodeck bietet nochmal die Möglichkeit für ein paar Gespräche mit den Mitreisenden und so werden auch hier wieder Autos und Motorräder bewundert und Geschichten ausgetauscht.
Von der Heimfahrt durch Dänemark erzählt der nächste Bericht.