Unsere Reise zum Schicksalsberg

Donnerstag, 08. August 20:00 Uhr. Mich würde es nicht wundern wenn hinter der nächste Kurve Frodo Beutlin und Samweis Gamdschie stehen und uns bitten Sie ein Stück auf dem Weg zum Schicksalsberg durch die Weiten von Mordor mitzunehmen. Wenn J.R.R Tolkien und Peter Jackson einen Ort als Vorlage für das Land von Sauron hatten, dann muss es hier sein. Wir fahren auf der F910 durch bizarre Lavafelder. Und auch wir haben einen Schicksalsberg, den wir erreichen wollen.

Aber der Reihe nach. Die Nacht in Landmannalaugar war so lala, wir standen etwas ungünstig zum Wind und so hat uns der Riemen ein ums andere mal geweckt. So beginnt der Tag für uns relativ früh. Es regnet und ein eisiger Wind weht, so dass wir den Entschluss fassen nur ein schnelles Frühstück ohne Kaffee zu machen. Die einzigartige Landschaft von Landmannlaugar müssen wir bei einer nächsten Reise bewundern. Der Regen bleibt uns auf der Fahrt über die 208 treu.

Beim Abbiegen auf die 26 Richtung Sprengisandur kriege ich eine Gänsehaut nach der anderen. Als wäre es Gestern sehe ich im Rückspiegel den G mit langer Staubfahne hinter uns Motorradfahrern herfahren. In 2005 hatten wir schönes Wetter und der heute blasse See erstrahlte im schönsten Türkis. Die 26 ist schon lange zur F26 geworden, als wir ein Auto am Rand der Piste stehen sehen. 2 Deutsche haben in ihrem Mietgeländewagen eine Reifenpanne. Das Problem, 4 der 5 Radschrauben sind mit Schrauben gesichert für die auch Werkzeug im Auto ist. Die fünfte Schraube hat eine andere Größe und sie nicht das passende Werkzeug. Im Werkzeugkasten des Bremachs findet sich zwar nicht die passende Nuss, aber eine große Rohrzange.

Als wolle sich der Himmel bedanken, klärt es danach auf und wir können einen Fotostop bei der Abzweigung zur Vanasgard machen, jener Route die 2005 unser Highlight werden sollte. Wir kommen gut voran und dank Sandras Künsten im Kartenlesen haben wir immer einen Überblick wo im nirgendwo wir uns befinden. An der Abzweigung zur F910 steht neben dem normalen Warnschild noch eine kleine Hinweistafel. Die Route ist erst seit kurzem wieder geöffnet und der Ranger weißt uns in schönster Handschrift darauf  hin, dass nur „BIG 4×4“ die Gasavatn Route befahren dürfen. Ein kurzer Blick zum Bremach, ja das ist ein BIG 4×4.

Der erste Teil der Strecke hält einige Furten bereit, wir kommen aber gut voran und peilen als Zwischenstopp eine Pause am Hot-Pot an der F910 an. Hier hatten wir in 2005 Abschied von „Olga und Flitzpiepe“ genommen, die mit uns die Vonasguard durchfahren haben. Jetzt sind wir hier alleine, die Sonne scheint vom Himmel und nur ein leichter Wind weht. Noch bevor ich im Bremach alle Türen auf Durchzug gestellt habe, sitzt Sandra im warmen Wasser und strahlt wie ein Honigkuchenpferd.

In zwei Ecken vom Pool hat man sogar richtig guten Empfang und so nutze ich den Ort, um kurz mit Dieter, Elmar und Christoph zu telefonieren – Vati ist nicht dran gegangen J Als Elmar und Christoph hören, dass wir noch bis zu Askja wollen, sind die beiden sich einig – die Strecke ist zu weit, um das noch zu schaffen, da man in den Lavafeldern nur sehr langsam voran kommt. Mit der Sonne am Himmel und gegen den guten Rat brechen wir um 16:45 Uhr auf in Richtung unserem Schicksalsberg. Es ist nicht so, dass ich die Lavafelder nicht in Erinnerung hatte, präsenter war aber die Fahrt über die Sandfelder zum Schluss der Strecke und das ging damals schnell zu fahren.

Die Landschaft ist einzigartig und Sandra endlich im schwarzen Island angekommen. Mit dem Ziel im Kopf machen wir leider viel zu selten Fotopausen, um diese Landschaft einzufangen. Nachdem wir das vierte Lavalfeld durchquert haben, lasse ich mich von meinen Erinnerung gesteuert zur Aussage: „Das war glaube ich das Letzte“ hinreißen. Nachdem noch mindestens 10 weitere solcher Abschnitte unser Tempo bremsen, muss ich eingestehen mich vertan zu haben. Wir beide sind uns aber einig, dass um halb neun mitten im Nichts zu Campieren zwar reizvoll ist, die erhoffte Dusche und die Aussicht, dass das kommende Lavafeld vielleicht wirklich das Letzte ist, lassen uns weiterfahren.

Unser Navi zeigt uns immer die Entfernung zum Ziel per Luftlinie an. Dass wir uns teilweise vom Ziel entfernen, facht die Stimmung nicht an. Als wir tatsächlich die Sandpiste erreichen ist es 21:00 Uhr. Die Nächsten Kilometer fliegt der Bremach über Piste und wir nähern uns endlich mit zählbaren Schritten dem Ziel. Sandra ist eine tolle Beifahrerin und ist erstaunlich guter Stimmung. Mir schlägt der Ellbogen immer wieder gegen den Türgriff, wenn der Schwingsitz mit mir Karussell fährt. Wenn uns noch Wasser ins Gesicht spritzen würde – wir könnten die Tour als 4D-Kino verkaufen.

Um 21:30 Uhr kommen wir auf dem Platz Askja Dreki an. Nach der Anmeldung geht es für mich an die Außenklappe zum kochen. Jetzt fegt ein eisiger Wind übers Hochland wir freuen uns über die warme Mahlzeit. Die beiden Franzosen im neuen Iveco 4×4 wundern sich sicher warum ich draußen stehe und dort Koche – ich grüße am nächsten morgen mit „Bon jour“. Nachdem Sandra für 500ISK eine warme Dusche genommen hat und trotzdem nur relativ kaltes Wasser hatte, kommen bei mir die Erinnerungen wieder hoch. In 2005 haben wir auf diesem Platz den Geburtstag von Mario gefeiert und zur Feier des Tages haben wir auch geduscht. Schon damals war das Wasser kalt. Als auch ich unter der Dusche stehe wird mir klar, dass das kalte Wasser einfach noch viel kälter ist.