Island – Insel aus Feuer und Eis … und Wind!

Reykjavik: 20:30 Uhr. Wir sitzen vor dem Bremach in der Sonne und genießen den Augenblick. Der erste Urlaubstag ist fast rum und wir sind schon voller Eindrücke aus diesem ganz besonderen Land.

Schon der Hinflug war besonders. Im Dunkeln gestartet, flogen wir über ein Meer aus Wolken der Sonne entgegen. Je länger der Flug dauerte, desto größer wurde die Sonne am Horizont. Vor Island riss die Wolkendecke auf und gewährte uns so einen Blick auf die schroffe Küste unseres Reiseziels. Durch das Fenster konnten wir den Hafen von Heimaey sehen, jener Hafen der fast durch einen Vulkanausbruch 1973 ausgelöscht worden wäre. Gänsehaut überkommt mich als sich in der kargen Landschaft Pisten abbilden, Pisten die wir bereisen wollen.

Im Flughafen kommt es dann zur erhofften Begegnung mit Elmar, Simone, Nils und Hannah. Im Sicherheitsbereich des Flughafens können wir uns einige Minuten sehen und jeweils eine gute Weiterreise wünschen. Zeit zum erzählen des Erlebten bleibt nicht. Wenn wir uns in drei Wochen wieder sehen wird dies nachgeholt und frische Geschichten treffen die, die schon langsam im Alltag verblasst sind. Wir freuen uns drauf.

Ohne Probleme finden wir den Bremach auf dem Parkplatz. Ein eisiger Wind pfeift über die Stellfläche und wir ziehen schnell unsere winddichten Jacken an. Im Halbdunkeln brechen wir in Richtung Sandgerdi auf, um auf dem dortigen Campingplatz unsere erste Nacht auf Island zu verbringen. Wir parken, das Auto zweimal um, damit der starke Wind uns nicht zu sehr durchrüttelt. Wie Elmar und Nils berichteten klappert der Gurt vom Dachzelt etwas gegen die Kabine, aber erst seit dem letzten Stopp. Ich wollte für eine ruhige Nacht sorgen und habe den Gurt etwas gelöst. Die Dunkelheit, die Müdigkeit und die Kälte halten mich aber davon ab mehr als zwei Versuche für das richtige Anbringen des Gurtdosendeckels zu unternehmen und so landet der Deckel kurzerhand in meiner Jackentasche.

Jetzt in der Kabine nehmen wir dankbar die Vorarbeit von Elmar und Simone an. Auf uns wartet ein frisch bezogenes Bett und ein gut gefüllter Kühl- und Vorratsschrank. Welche weiteren Mühen sie auf sich nehmen mussten, um den Bremach nach den Wochen in diesen Zustand zu bringen, werden wir wohl erst in drei Wochen erahnen können. Herzlichen Dank!

Nach einer Katzenwäsche mit nur einem Kulturbeutel, an Ausräumen der Koffer war zu dieser Zeit nicht zu denken, gehen wir frierend ins Bett. Obwohl wir beide hundemüde sind, gelingt uns das Einschlafen nicht. Sandra fühlte sich im, durch den Wind sanft gewiegten, Bremach schon an die bevorstehende Fährfahrt erinnert. Ich hatte den Platz an der Wand abbekommen und hörte jede Bewegung des Riemens. Mir war bewusst, dass nicht nur der Riemen gegen die Wand schlug auch das lose Ende klopfte jetzt gegen den Boden.

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, in der ich meinte nicht geschlafen zu haben, bis ich mich aufraffen kann das Problem mit dem Riemen anzugehen. Es ist schon Heller und mir gelingt es den Riemen wieder straff zu ziehen und den Deckel auf die Dose zu setzen. Sandra ist begeistert vom Ergebnis und wir beide können endlich schlafen.

Es dauert zwei „noch weiterschlafen“ bis wir um 08:45 in den Tag starten. Die Sonne begrüßt uns durch die beschlagenen Fenster. In der Gepäckluke kocht der Kaffee und Sandra kümmert sich liebevoll um die Frühstücksbrote. Langsam kommt auch in die umliegenden Zelte, vornehmlich deutscher Urlauber, Bewegung. Die 3-4 isländischen Wohnmobile und Wohnwagen bleiben verdächtig ruhig. Während des Abwaschens kommt auch der Platzwart, um die Gebühren zu kassieren. 600ISK pro Person und Nacht für einen Platz mit warmer Dusche, da kann man sich nicht beschweren.

Wir nutzen die Zeit und räumen unsere Koffer aus und verstauen alles in den schier endlosen Staufächern des Bremach. Die Touratechtaschen machen sich wieder bezahlt und bieten uns alles Nötige im Schnellzugriff. Bevor wir losfahren, muss noch geklärt werden wohin es eigentlich gehen soll. Im „Thermal Pools“ Buch ist auf Reykjanes, neben der bekannten Blauen Lagune noch ein weiterer Pool verzeichnet. Wir beschließen die Gelegenheit zu nutzen und auf dem Weg nach Reykjavik, unserem Tagesziel, die Halbinsel Reyjkanes zu erkunden und falls auffindbar den ersten heißen Pool des Urlaubs zu entern.

Wir starten und werfen nochmal einen Blick auf die Uhr. 09:30 Uhr?? Hmm war die Zeitverschiebung nicht andersrum? Wache Deutsche – schlafende Isländer – es ergibt alles einen Sinn. Danke Steve Jobs, die automatische Anpassung der Zeitzonen klappt super.

Mit den gewonnen zwei Stunden in der Tasche biegen wir auf die 44 Richtung Hafnir. Jetzt sind wir auf der Küstenstraße unterwegs, die wir wenige Stunden zuvor aus dem Flugzeug gesehen haben.

In der Nähe von Kinn gibt es einen Parkplatz und eine Brücke über die Spalte zwischen der eurasischen und der amerikanischen Kontinentalplate. Wie in Pingvellier wird hier  Erdgeschichte sichtbar. Kaum vom Parkplatz losgefahren, biegen wir auch schon wieder von der Straße ab. Eine kleine Piste führt zu dem See, den wir bisher nur aus der Ferne bewundert haben. Die Piste entpuppt sich nicht als Sackgasse und wir fahren einsam an der Küste entlang. Ein kurzer Abstecher zum Strand macht das erste Mal Allrad und Untersetzung nötig.

Die Piste führt uns bis ins Geothermalgebiet Reykjanesta, zu Leuchtturm und Vogelfelsen. Hier treffen wir nicht nur wieder auf andere Touristen auch der Hunger trifft uns. Mit Müsli und Nutellabroten gestärkt geht es über die 425 weiter Richtung Grindavik. Der Seewind macht dem Bremach zu schaffen und wir zuckeln mit 60-70km/h durch die Landschaft. In Grindavik angekommen halten wir eine Kurze Gedenkminute an unser Yaris Abenteuer im Winter 2009 ab. Hier wurde alles gut 🙂

Wir biegen von der 427 auf die 42 Richtung Kleifarvatn ab, hier an der Strecke soll sich der Pool befinden. Allerdings müssen wir die richtige Abbiegung verpasst haben, als wir am Kleifarvatn ankommen, ist es uns aber egal. Mittlerweile macht sich die kurze Nacht bemerkbar und wir beschließen nach einem Fotostopp nach Reykjavik zu fahren. Das GPS „Route wird neu berechnet“ führt uns zum Campingplatz und Erinnerungen an meinen letzten Aufenthalt kommen hoch. Keine 20 Meter vom damaligen Zeltplatz entfernt beziehen wir unseren Posten.

Früher war zwar nicht alles besser, das Publikum scheint sich aber geändert zu haben. Nur auf die Reisegruppe aus Tschechien ist verlass. www.tatrabus.cz

Wir machen einen Mittagsschlaf und sammeln Kräfte für einen ersten Gang durch Reykjavik. Viele Gebäude die 2009 noch Baustelle waren sind jetzt fertig, viele Gebäude die 2009 noch belebt waren, stehen jetzt leer. Die Finanzkrise und Blase haben Spuren hinterlassen, eine Reise Wert ist Reykjavik jedoch immer noch.

Gestärkt von Nudeln mit Pesto beginnt also jetzt unser Abendprogramm mit lesen und schreiben und das Geschriebene lesen und korrigieren.

Wird es jetzt immer einen so langen Eintrag für die Tage geben – nein, ich denke nicht.