Das Beste was einem Croissant passieren kann

Das Beste was einem Croissant passieren kann, ist dick mit Butter bestrichen zu werden. Da das isländische Croissant im Allgemeinen, und da bildet auch das Croissant aus Akuyeri keine Ausnahmen, dazu neigt mit Schinken gefüllt und mit Käse überbacken zu sein, wäre diese Behandlung wirklich zu viel des guten. Wir hätten auch gar keine streichfeine Butter zur Hand gehabt, und wer einmal versucht hat mit harter Butter ein zartes Croissant zu bestreichen, weiß, dass dieses Unterfangen weder für den Bestreichenden noch für das Bestrichene wirklich erfreulich ist. Wir sitzen also bei strahlendem Sonnenschein in Akuyeri und essen zu unserem Kaffee ein isländisches Croissant.

Das wir diese Croissants essen können, verdanken wir Sandra. Sie hat sich schon vor 09:00 Uhr auf den Weg zum Supermarkt gemacht, um Brötchen für das Frühstück in der Sonne zu kaufen. Da der Supermarkt erst um 09:00 Uhr aufmacht, wartet Sandra geduldig in der Sonne. Da in Akuyeri, wenn der Supermarkt um 09:00 Uhr die Türen öffnet, die Brötchen nicht aus dem Ofen geholt werden, sondern erst in den Ofen geschoben werden, war die Warterei für die Katz. Da beginnt ein Tag mit Sonnenschein und man entschließt sich Brötchen zu kaufen und dann sowas.

Der zweite Supermarkt hat schon Brötchen und, obwohl er 10to11 heißt, schon ab 09:00 Uhr auf. Neben den Brötchen kauft Sandra mir eine neue Zahnbürste. Die Alte hat beim reinigen der Zwischenräume im Gewinde der Stoßdämpferaufnahmen so gute Dienste geleistet, dass ich mich entschließe die Zahnbürste sozusagen in Frührente zu schicken. Wo wir beim Thema Rente sind. Noch am Abend hat uns ein netter Herr aus Holland angesprochen. Er kannte zwar den Bremach, aber uns noch nicht. Der nette Herr aus Holland verbringt drei Monate auf Island. Ausschlaggebend für diesen langen Zeitraum war einzig und allein die Tatsache, dass der nette Herr aus Holland, als er im Dezember die Fähre buchen wollte, keinen späteren und keinen früheren Zeitpunkt für die Überfahrt mehr bekommen hat. Da der nette Herr aus Holland Rentner ist, hat er sich nicht geärgert, sondern gefreut, durch die zwei Überfahrten in der Nebensaison, auf die schnelle 500€ gespart zu haben. Und überhaupt lebt der nette Herr aus Holland das ganze Jahr über in seinem Campingbus, im Sommer meist im Norden von Europa, im Winter im warmen Süden. Nur einmal im Jahr muss der holländische Zugvogel nach Holland, da muss sein Bus nämlich zum Tüv.

Wir brechen also bei schönstem Wetter auf und fahren Richtung Norden auf der 82. Über Dalvik geht es weiter bis nach Siglufjördur. Wir wussten ja, dass es auf Island Brücken mit nur einer Fahrspur gibt, aber dass es hier auch Tunnel mit nur einer Fahrspur gibt, war dann auch für uns was neues. Jetzt stehen wir also in einer Ausweichbucht mitten in einem 3,2km langen einspurigen Tunnel und lassen den Gegenverkehr passieren. Wenn der ADAC davon Wind bekommt, sind alle Überlegungen in Richtung EU Beitritt Geschichte.

In Siglufjördur machen wir Mittagspause in einem schönen Café direkt am Hafen. Wir müssen uns zum Losfahren zwingen, nachdem wir praktisch in der Sonne mit der Bank im Café verschmolzen sind. Das Weiterfahren sollte sich aber lohnen. Entlang der schroffen Küste erleben wir bei schönstem Wetter einen atemberaubenden Anblick nach dem Nächsten. Auf der Weiterfahrt winkt uns eine freundliche Familie aus einem Unimog mit Doppelkabine zu, die kannten bestimmt den Bremach, aber uns nicht.

In Saudarkrokur gehen wir Einkaufen. Auf dem Weg zum Supermarkt winken uns aus einem Café zwei Frauen zu, wir winken zurück und fahren weiter. Mit frischen Eiern und Speck im Gepäck geht es weiter in Richtung Grettislaug. Auf dem Weg gucken uns ein paar Schafe an, als ob sie den Bremach schon kennen würden. Der Tipp von Elmar und Simone ist Gold wert. Direkt am Wasser haben wir einen Stellplatz auf dem, bis auf drei weiteren Zelten, leeren Campingplatz gefunden. Wir bauen kurz auf und begeben uns dann auf schnellstem Weg in einen der beiden heißen Pools. Mit uns sitzt ein französisches Pärchen und eine spanische Familie im Wasser oder zum Abkühlen auf den umliegenden Steinen. Kurzum, es ist herrlich. Die Sonne scheint und wir beginnen eine kleine Plauderstunde zur Völkerverständigung.

Als der Hunger zu groß wird, machen wir uns ans Werk. Die restlichen Kartoffeln von gestern Abend, die Eier und der Speck wärmen uns in dem kurzen Moment in dem die Sonne hinterm Berg verschwindet, nur um kurz darauf wieder aufzutauchen, bevor sie endgültig im Meer untergeht.